Dienstag, 14. August 2012
RBL - Union Berlin II
lmrusa2012, 15:35h
Vorweg noch einige Grundsätze, die ich mir auferlegt habe. Ich versuche ein Spiel zu lesen und aus taktischer Sicht zu beurteilen. Weder bin ich beim Training dabei, noch kenne ich den körperlichen oder psychischen Zustand der Spieler. Ich versuche zu analysieren, welche Vorgaben der Tainerstab taktisch gegeben hat und wie diese umgesetzt worden sind. Dabei will ich nicht die persönliche Leistung von Spielern kritisieren und werde nach Möglichkeit auch nicht einzelne Fehler hervorheben, da diese zumeist nicht taktischer Natur sind. Manchmal wirken taktische Fehler aber auch wie individuelle Fehler, derartiges versuche ich dann zu erklären. Ich mache diesen Blog aus Spaß am Fussball und freue mich über Kritik und Anregungen.
Ich werde diese Saison die Heimspiele beobachten. Dabei bitte ich zu berücksichtigen, dass ich das Spiel auch nur live verfolgen kann. Ich muss also viele Dinge aufschreiben, merken oder aus der Erinnerung holen. Das macht die Sache insofern nicht leicht, als das ich mich selten wirklich auf den Gegner konzentrieren kann. Sollten mir bei der taktischen Aufstellung des Gegners Fehler unterlaufen, bitte ich um Nachsicht und Berichtigung.
RBL ist in einem klassischen 4 – 4 – 2 gestartet. Eine Vierer-Abwehr-Kette mit Judt links, Franke und Sebastian als Innenverteidiger und Koronkiewicz als rechter Außenverteidiger. Das Mittelfeld wurde gebildet von Rockenbach auf links, Ernst und Kaiser zentral auf einer Linie und Heidinger rechts. Im Angriff wurde mit Frahn und Kutschke begonnen.
Union Berlin II spielte mit einer 5er Abwehr, wobei Simonovic (3) etwas vor der 4er-Kette agierte. So ergab sich vor der Abwehr eine flache Raute, die an die italienische Spielweise bei der EM erinnerte.
Von Beginn an deuteten sich die Schwierigkeiten an, die RB mit dieser Aufstellung haben würde. Zudem zeigten sich einige Fehler der Mannschaft von RB im Spielaufbau. Hierzu im Einzelnen:
Offensichtlich war geplant, mit langen Bällen über die kopfballstarken Kutschke und Frahn die Angriffe vorzutragen, diese sollten ins Mittelfeld ablegen. Tatsächlich stand aber die Mannschaft von RB zu weit (teilweise 45 – 50 m) auseinander. Rockenbach und Heidinger hatten offensichtlich die Anweisung das Spiel in die Breite zu ziehen, klebten dadurch aber zeitweise völlig an der Außenlinie und konnten dadurch die abprallenden Bälle nicht aufnehmen. Während Heidinger in Halbzeit 1 durchaus in die Mitte gezogen ist, wirkte das Spiel von Rockenbach zu statisch. Auch Kaiser und Ernst sind zu selten wirklich mutig nachgerückt, so dass ein Angriffsspiel von RB nicht stattfand, da Frahn und Kutschke weitgehend auf sich allein gestellt waren und lediglich aufgrund von Einzelaktionen und Standards einmal Gefahr aufkommen konnte.
RB hat es mit dieser Variante Union leicht gemacht zu verteidigen, Union war mit seinen 5 Verteidigern regelmäßig in Überzahl.
Die zweite Variante von RB sollte offensichtlich der Versuch sein, über die Außen auf die Grundlinie durchzulaufen, um auf die Kopfballstarken Frahn und Kutschke zu Flanken. Während auf der rechten Seite das Doppel Rockenbach und Judt recht gut harmonisierte, hatten Koronkiewicz und Heidinger keine Anbindung aneinander.
Aus dieser Problemlage ist dann auch das Tor für Union enstanden. Union konnte mit seinen schnellen und technisch guten Angreifern die RB-Abwehr des öfteren in Probleme bringen. RB hat es nicht geschafft die Räume eng zu machen, ein langer Ball auf Ujazdowski reichte Union aus, Koronkiewicz war aufgerückt, Franke musste rausrücken und Coltori stand wohl einen Tick zu weit vor dem Tor, so dass das 0:1 fallen konnte. Zwar waren hier Abwehrmängel ersichtlich, der Fehler ist aber viel früher begangen worden. Denn Heidinger hat nicht nach hinten gearbeitet, so das Koronkiewicz herausgezogen wurde, der ballführende Spieler von Union wurde nicht gepresst, so dass der lange Ball erst möglich wurde. Insgesamt hat die Mannschaft von RB zu wenig Devensivarbeit geleistet. So haben nur Kutschke und Frahn gepresst, was völlige Kraftverschwendung ist, wenn der Rest der Mannschaft nicht nachrückt; es wurden Gegenspieler so gut wie nie gedoppelt, so dass Union sich häufig erfolgreich auf Eins-zu-Eins-Situationen einlassen konnte; die Abstände zwischen Abwehr, Mittelfeld und Sturm waren teilweise viel zu groß, so dass in der Rückwärtsbewegung Union schnell Überzahl herstellen konnte; Rockenbach und Heidinger haben teilweise – wie schon geschrieben - zu statisch an ihren vorgegeben Positionen festgehalten, so dass auch im Offensivspiel zu große Lücken klafften.
Der Ausgleich ist glücklich entstanden, darf über die Mängel im RB-Spiel aber nicht hinwegtäuschen.
In der 2. Halbzeit hat Trainer Zorniger dann reagiert. Die ersten 25. Min. der zweiten Halbzeit stimmen zuversichtlich, dass über die Saison andere Leistungen von RB zu erwarten sein werden.
Mit dem Wechsel von Koronkiewicz zu Müller wurde die rechte Seite erheblich gestärkt. Müller hat die taktische Vorgabe über Außen die Berliner unter Druck zu setzen und so das Feld auseinander zu ziehen besser umsetzen können. Zwar haben die Berliner Flankenläufe verhindern können, haben aber dadurch das Zentrum öfter öffnen müssen. Jetzt wurde auch ein echtes Pressing gespielt. Ernst und Kaiser haben viel weiter vorne agiert und so konnte der Druck, den Kutschke und Frahn auf die Abwehrspieler ausgeübt haben fast regelmäßig in Ballgewinne umgesetzt werden. Tatsächlich war ein funktionierendes Pressing zu sehen, da durch die etwas offensiver stehenden Außenverteidiger , den aufgerückten zentralen Mittelfeldspielern Kaiser und Ernst und der Verkleinerung der Abstände zwischen Abwehr und Sturm auf ca. 25 – 35 m ein viel engmaschigeres Netz gezogen war, an dem sich die Unionspieler bis auf zwei gute Konter (hier hat das Mittelfeld nicht ausreichend nach hinten gearbeitet) regelmäßig die Zähne ausgebissen haben.
Die Passwege in der Offensive von RB waren erheblich kürzer und zumeist waren ein oder zwei Spieler anspielbereit. Auch Rockenbach und nach seiner Einwechslung Röttger haben variabler agiert, so dass des öfteren Räume freigespielt werden konnten. Nach der unnötigen gelb-roten Karte von Kutschke, hat RB weiter offensiv Akzente setzen können, die Karte hat sich kaum negativ bemerkbar gemacht. Allerdings war eine Bewegung ohne Ball häufig nicht zu beobachten, dadurch war das Umschalten noch einem erfolgreichen Pressing in eine gute Offensivaktion mit Torabschluss zu selten zu beobachten.
Leider wirkten einige Spieler über das Spiel hinweg (Rockenbach, Ernst, Kaiser) körperlich nicht völlig fit, so dass ein wenig Dynamik fehlte. Einige Spieler haben ungewöhnliche technische Fehler offenbart.
Fazit: Auch Wunder dauern manchmal etwas länger. Es ist in Ansätzen ersichtlich, was Zorniger mit RB umsetzen will. Nicht verständlich ist aus meiner Sicht, warum mit Frahn und Kutschke zwei ähnliche Stürmer aufgeboten werden. Man vergibt sich hierdurch eine weitere Anspielstation im Mittelfeld, um insgesamt variabler auftreten zu können. Vielleicht sollte Kutschke doch noch zu Wolfsburg wechseln dürfen, nach seinem Platzverweis ist das Fehlen nicht aufgefallen. Das spricht nicht gegen die Qualität von Kutschke, sondern eher dafür, dass mit nur einem zentralem Stürmer und einer weiteren Variante im Mittelfeld weitaus Variabler gespielt werden kann und auch nach hinten ein Mann mehr zur Verfügung stehen würde. Zorniger hat im MDR noch einmal deutlich gemacht, dass er Zeit benötigt. Ich hoffe, dass die Fans ihm und der Mannschaft diese Zeit zugestehen werden. Ich habe bereits vor dem Spiel prognostiziert, dass die Punkte erst im weiteren Verlauf der Saison eingefahren werden. Bleibt zu hoffen, dass am Beginn nicht zu viele liegen gelassen werden. Aus taktischer Sicht muss man vor dem Trainer jedenfalls seinen Hut ziehen, da er die Fehler der 1. Halbzeit erkannt hatte und es der Mannschaft auch vermitteln konnte, sie in Halbzeit 2 zu vermeiden. Ich bin sicher, wir werden mit dieser Mannschaft in Zukunft noch viel Spaß haben.
Ich werde diese Saison die Heimspiele beobachten. Dabei bitte ich zu berücksichtigen, dass ich das Spiel auch nur live verfolgen kann. Ich muss also viele Dinge aufschreiben, merken oder aus der Erinnerung holen. Das macht die Sache insofern nicht leicht, als das ich mich selten wirklich auf den Gegner konzentrieren kann. Sollten mir bei der taktischen Aufstellung des Gegners Fehler unterlaufen, bitte ich um Nachsicht und Berichtigung.
RBL ist in einem klassischen 4 – 4 – 2 gestartet. Eine Vierer-Abwehr-Kette mit Judt links, Franke und Sebastian als Innenverteidiger und Koronkiewicz als rechter Außenverteidiger. Das Mittelfeld wurde gebildet von Rockenbach auf links, Ernst und Kaiser zentral auf einer Linie und Heidinger rechts. Im Angriff wurde mit Frahn und Kutschke begonnen.
Union Berlin II spielte mit einer 5er Abwehr, wobei Simonovic (3) etwas vor der 4er-Kette agierte. So ergab sich vor der Abwehr eine flache Raute, die an die italienische Spielweise bei der EM erinnerte.
Von Beginn an deuteten sich die Schwierigkeiten an, die RB mit dieser Aufstellung haben würde. Zudem zeigten sich einige Fehler der Mannschaft von RB im Spielaufbau. Hierzu im Einzelnen:
Offensichtlich war geplant, mit langen Bällen über die kopfballstarken Kutschke und Frahn die Angriffe vorzutragen, diese sollten ins Mittelfeld ablegen. Tatsächlich stand aber die Mannschaft von RB zu weit (teilweise 45 – 50 m) auseinander. Rockenbach und Heidinger hatten offensichtlich die Anweisung das Spiel in die Breite zu ziehen, klebten dadurch aber zeitweise völlig an der Außenlinie und konnten dadurch die abprallenden Bälle nicht aufnehmen. Während Heidinger in Halbzeit 1 durchaus in die Mitte gezogen ist, wirkte das Spiel von Rockenbach zu statisch. Auch Kaiser und Ernst sind zu selten wirklich mutig nachgerückt, so dass ein Angriffsspiel von RB nicht stattfand, da Frahn und Kutschke weitgehend auf sich allein gestellt waren und lediglich aufgrund von Einzelaktionen und Standards einmal Gefahr aufkommen konnte.
RB hat es mit dieser Variante Union leicht gemacht zu verteidigen, Union war mit seinen 5 Verteidigern regelmäßig in Überzahl.
Die zweite Variante von RB sollte offensichtlich der Versuch sein, über die Außen auf die Grundlinie durchzulaufen, um auf die Kopfballstarken Frahn und Kutschke zu Flanken. Während auf der rechten Seite das Doppel Rockenbach und Judt recht gut harmonisierte, hatten Koronkiewicz und Heidinger keine Anbindung aneinander.
Aus dieser Problemlage ist dann auch das Tor für Union enstanden. Union konnte mit seinen schnellen und technisch guten Angreifern die RB-Abwehr des öfteren in Probleme bringen. RB hat es nicht geschafft die Räume eng zu machen, ein langer Ball auf Ujazdowski reichte Union aus, Koronkiewicz war aufgerückt, Franke musste rausrücken und Coltori stand wohl einen Tick zu weit vor dem Tor, so dass das 0:1 fallen konnte. Zwar waren hier Abwehrmängel ersichtlich, der Fehler ist aber viel früher begangen worden. Denn Heidinger hat nicht nach hinten gearbeitet, so das Koronkiewicz herausgezogen wurde, der ballführende Spieler von Union wurde nicht gepresst, so dass der lange Ball erst möglich wurde. Insgesamt hat die Mannschaft von RB zu wenig Devensivarbeit geleistet. So haben nur Kutschke und Frahn gepresst, was völlige Kraftverschwendung ist, wenn der Rest der Mannschaft nicht nachrückt; es wurden Gegenspieler so gut wie nie gedoppelt, so dass Union sich häufig erfolgreich auf Eins-zu-Eins-Situationen einlassen konnte; die Abstände zwischen Abwehr, Mittelfeld und Sturm waren teilweise viel zu groß, so dass in der Rückwärtsbewegung Union schnell Überzahl herstellen konnte; Rockenbach und Heidinger haben teilweise – wie schon geschrieben - zu statisch an ihren vorgegeben Positionen festgehalten, so dass auch im Offensivspiel zu große Lücken klafften.
Der Ausgleich ist glücklich entstanden, darf über die Mängel im RB-Spiel aber nicht hinwegtäuschen.
In der 2. Halbzeit hat Trainer Zorniger dann reagiert. Die ersten 25. Min. der zweiten Halbzeit stimmen zuversichtlich, dass über die Saison andere Leistungen von RB zu erwarten sein werden.
Mit dem Wechsel von Koronkiewicz zu Müller wurde die rechte Seite erheblich gestärkt. Müller hat die taktische Vorgabe über Außen die Berliner unter Druck zu setzen und so das Feld auseinander zu ziehen besser umsetzen können. Zwar haben die Berliner Flankenläufe verhindern können, haben aber dadurch das Zentrum öfter öffnen müssen. Jetzt wurde auch ein echtes Pressing gespielt. Ernst und Kaiser haben viel weiter vorne agiert und so konnte der Druck, den Kutschke und Frahn auf die Abwehrspieler ausgeübt haben fast regelmäßig in Ballgewinne umgesetzt werden. Tatsächlich war ein funktionierendes Pressing zu sehen, da durch die etwas offensiver stehenden Außenverteidiger , den aufgerückten zentralen Mittelfeldspielern Kaiser und Ernst und der Verkleinerung der Abstände zwischen Abwehr und Sturm auf ca. 25 – 35 m ein viel engmaschigeres Netz gezogen war, an dem sich die Unionspieler bis auf zwei gute Konter (hier hat das Mittelfeld nicht ausreichend nach hinten gearbeitet) regelmäßig die Zähne ausgebissen haben.
Die Passwege in der Offensive von RB waren erheblich kürzer und zumeist waren ein oder zwei Spieler anspielbereit. Auch Rockenbach und nach seiner Einwechslung Röttger haben variabler agiert, so dass des öfteren Räume freigespielt werden konnten. Nach der unnötigen gelb-roten Karte von Kutschke, hat RB weiter offensiv Akzente setzen können, die Karte hat sich kaum negativ bemerkbar gemacht. Allerdings war eine Bewegung ohne Ball häufig nicht zu beobachten, dadurch war das Umschalten noch einem erfolgreichen Pressing in eine gute Offensivaktion mit Torabschluss zu selten zu beobachten.
Leider wirkten einige Spieler über das Spiel hinweg (Rockenbach, Ernst, Kaiser) körperlich nicht völlig fit, so dass ein wenig Dynamik fehlte. Einige Spieler haben ungewöhnliche technische Fehler offenbart.
Fazit: Auch Wunder dauern manchmal etwas länger. Es ist in Ansätzen ersichtlich, was Zorniger mit RB umsetzen will. Nicht verständlich ist aus meiner Sicht, warum mit Frahn und Kutschke zwei ähnliche Stürmer aufgeboten werden. Man vergibt sich hierdurch eine weitere Anspielstation im Mittelfeld, um insgesamt variabler auftreten zu können. Vielleicht sollte Kutschke doch noch zu Wolfsburg wechseln dürfen, nach seinem Platzverweis ist das Fehlen nicht aufgefallen. Das spricht nicht gegen die Qualität von Kutschke, sondern eher dafür, dass mit nur einem zentralem Stürmer und einer weiteren Variante im Mittelfeld weitaus Variabler gespielt werden kann und auch nach hinten ein Mann mehr zur Verfügung stehen würde. Zorniger hat im MDR noch einmal deutlich gemacht, dass er Zeit benötigt. Ich hoffe, dass die Fans ihm und der Mannschaft diese Zeit zugestehen werden. Ich habe bereits vor dem Spiel prognostiziert, dass die Punkte erst im weiteren Verlauf der Saison eingefahren werden. Bleibt zu hoffen, dass am Beginn nicht zu viele liegen gelassen werden. Aus taktischer Sicht muss man vor dem Trainer jedenfalls seinen Hut ziehen, da er die Fehler der 1. Halbzeit erkannt hatte und es der Mannschaft auch vermitteln konnte, sie in Halbzeit 2 zu vermeiden. Ich bin sicher, wir werden mit dieser Mannschaft in Zukunft noch viel Spaß haben.
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